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Liebe Leser,
jetzt wissen wir es also, wie viel es kostet, wenn der Berliner Senat die Bevölkerung auf ein Wochenende in die Tempelhofer Stadtbrache einlädt: Laut Senatorin Junge-Reyer 560 000 Euro!
Wir sind gespannt, wie oft sich ein solches „Fest“ wiederholen wird.
Dieser Aufwand war also notwendig, um einige zehntausend Berliner für den geräumten Flughafen zu interessieren, die sich sonst wahrscheinlich anderen Freizeitangeboten zugewandt hätten. Die von offizieller Seite genannten 200 000 Besucher kann man wohl getrost als Wunschdenken bezeichnen – denn das wäre so viel wie drei ausverkaufte Olympiastadien oder alle für dieses Jahr erwarteten Besucher von 5 Tagen ILA. Wenn es gilt, das offensichtliche Scheitern seiner Ankündigungspolitik zu verschleiern, sitzt das (geborgte) Geld beim Rot-Roten Senat wohl sehr locker. Leider ein bekanntes Problem in Berlin.
Klaus Wowereit ließ 2008 den Flughafen Tempelhof wegen vermeintlich nicht tragbarer „Betriebsverluste“ von
10 Mio./Jahr schließen. Die „Verluste“ wurden bekanntlich nicht mit Haushaltsmitteln, sprich mit Steuergeldern, ausgeglichen, sondern durch die Gewinne des Flughafens Tegel.
Schon damals wiesen Fachleute daraufhin, dass der geschlossene Flughafen Tempelhof die Berliner bzw. Bundesdeutschen Steuerzahler teuer zu stehen kommen wird. Anderthalb Jahre nach der Schließung haben sich nun die Unterhaltskosten von 20 Mio. Euro/Jahr, der Ankauf der Bundesanteile durch das Land Berlin und diverse Sonderausgaben zu einem Betrag von ca. 77 Mio. Euro aufaddiert*). Und jeder Tag kostet weitere 50.000 Euro. Denn der Flughafen Tempelhof ist nicht nur eine Wiese, sondern auch das drittgrößte Bürogebäude weltweit.
Berlin, dessen Landeshaushalt zusammengestrichen wird, „bis es quietscht“, wo auf einer schlaglöcherigen Durchgangstraße mangels Geld für Reparaturen aus Sorge um die Autos die Höchstgeschwindigkeit auf 10 km/h gesenkt wurde, leistet sich für diesen Betrag einen zentralen Platz zum Gassi gehen und Drachen steigen lassen – Klaus Wowereit sei reichlich Dank! Ein gewissenhafter Umgang mit Steuergeldern sieht sicherlich anders aus.
Aber wer mal eben 50.000 Euro für einen Flug mit der Bundeswehr nach Paris vom Staat bezahlen lässt, geht mit Geld sorgloser um. Er bezeichnet dann die Angabe „50.000“ als „kalkulatorische Kosten“, sprich reine Verrechnungseinheiten, die so nicht eingetreten seien. Zum Vergleich: Als es bei Tempelhof um die Definition der „Kosten“ ging, waren demselben Klaus Wowereit hier die „kalkulatorischen Kosten“ gerade gut genug, um die Schließung als „zwingend“ begründen zu können.
Fest steht, dass die Summe von ca. 77 Mio. Euro keinerlei kalkulatorische Kostenelemente enthält, sondern – um es betriebswirtschaftlich zu formulieren -, nur „ausgabengleiche Kosten“. Und da Berlin notorisch kein Geld hat, muss man für solche Ausgaben Kredite aufnehmen. Übrigens – die umstrittene Fassade des zukünftigen Humboldt-Forums (Berliner Schloss) hätte man mit diesem Betrag bezahlen können.
À propos Kalkulation: Wir würden gerne wissen, was Klaus Wowereit erzählt, wenn es um die „kalkulatorischen Kosten“ seines Fluges am 13./14. Juli 2002 nach London geht.
Und was er bisher „kalkuliert“ hat, wenn morgen verkündet wird, dass der BBI ein halbes Jahr später als geplant und beschworen in Betrieb geht.
Und: Je mehr Berliner die Tempelhofer Stadtbrache besuchen werden, umso größer wird der Administrationsaufwand, sprich der finanzielle Aufwand, sein, der durch den Berliner Landeshaushalt abgedeckt werden muss, um die Subventionsbrache Tempelhof am Leben zu erhalten.
Fazit:
Die bis jetzt aufgelaufenen Kosten von ca. 77 Mio. Euro finanzieren allein den Stillstand. Aber auch das ist ein bekanntes Problem in Berlin. Wie man jetzt sieht, gibt es zur Flughafennutzung keine ernsthafte Alternative. Das hätte man vorher schon ahnen können.
Mit den besten Grüßen, Ihr Thema-Tempelhof Team
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